„Das war für mich eine unfassbar intensive Zeit“

„Das war für mich eine unfassbar intensive Zeit“

Vier Wochen sind vergangen, seit der VfL Pfullingen das letzten Pflichtspiel unter Trainer Daniel Brack bestritten hat. Nach vier Jahren verabschiedet sich der 42-Jährige nun in Richtung HC Opennweiler/Backnang. Zum Abschied blickt Brack im Interview nochmal auf die intensive Zeit in Pfullingen zurück, erinnert sich an besondere Momente und zieht Bilanz. 

Nach vier Jahren verlässt Du den VfL Pfullingen, wie fällt Dein Fazit aus?

Daniel Brack: Ich denke schon, dass man von vier sehr erfolgreichen Jahren in Pfullingen sprechen kann. Ich kam glaube ich nach vier elften Plätzen nach Pfullingen und die erste Vorbereitung lief durch die Verletzungen von Niklas Roth und Paul Prinz damals alles andere als rund. Da war es dann schon eine große Überraschung, dass wir den zweiten Platz gleich erreichen konnten. Dann kam leider Corona, aber auch daraus haben wir viel gemacht. Es kamen die Aufstiegsrunden, in denen wir stark aufgespielt hatten und jetzt nochmal der dritte Platz. Ich denke, dass wir uns in der Spitzengruppe der 3. Liga etabliert haben und ein gefürchteter Gegner geworden sind. Das macht mich schon stolz und ich sehe meine Amtszeit als rundum gelungen. Das Fazit nach vier Jahren fällt also vollkommen positiv aus. 

Was wirst Du am meisten vermissen?

Daniel Brack: Immer, wenn man eine schöne Zeit hatte, vermisst man hinterher Dinge. Ich bin gespannt, wie das jetzt wird. Ich werde sicherlich den regelmäßigen Austausch mit meinem Trainerteam und mit der Mannschaft vermissen. Ich finde schon, dass wir eine einmalige Kabinenkultur in Pfullingen hatten. Es war immer laut und ruppig aber auch echt schön. Mir hat das sehr viel Spaß gemacht. Das werde ich sicherlich vermissen. Ich hoffe, dass ich das so ähnlich in Oppenweiler wiederfinde. Weil so, wie es in Pfullingen ist, hat es mir sehr viel Spaß gemacht. 

Du hast den VfL Pfullingen aus dem Mittelfeld der 3. Liga bis fast an die Spitze geführt, wie hast Du das geschafft?

Daniel Brack: Das ist gar nicht so leicht so sagen, das sind viele kleine Mosaiksteine, die dazu geführt haben. Wir hatten eine sehr gewachsene Mannschaftsstruktur von erfahrenen und jungen Spielern, die immer besser geworden sind. Wir haben gute Neuverpflichtungen getätigt, die uns auf ein neues Niveau gehoben haben. Ich denke auch, dass das Umfeld der Mannschaft immer weitergewachsen ist und auch seinen Teil dazu beigetragen hat. Über die ganzen vier Jahre hatten wir eine sehr, sehr gute Atmosphäre im Team, auch wenn es manchmal – wie in jeder guten Familie – mal gekracht hat. Wir haben uns aber immer wieder zusammengerauft und es geschafft, danach besser zu sein. Ich denke, dass wir hier und da auch noch ein bisschen Glück hatten. Wie sagt man so schön, das Glück ist mit dem Tüchtigen und wir waren tüchtig und deswegen hatten wir uns das so auch verdient. 

Wie es im Sport so ist, lief nicht immer alles nach Plan. Was war sportlich gesehen der Tiefpunkt?

Daniel Brack: Es gab natürlich hin und wieder so sportliche Tiefpunkte, wo man niedergeschlagen war und sich dachte: „Ohjemine, was ist denn hier und heute gerade passiert“. Wenn ich aber einen Tiefpunkt herausheben müsste, dann war es das Spiel letztes Jahr in Konstanz. Diese Leere, die ich nach diesem Spiel empfunden habe, wo wir um die weitere Teilnahme an der Aufstiegsrunde gebracht wurden, war einfach ein unfassbares Gefühl. Alles, was danach gefolgt ist, die Verabschiedung gestandener Spieler im Bus und alles, was danach kam – das waren tragische Momente, aber irgendwie auch schöne. Es hat uns noch enger als Gruppe zusammengeschweißt. Ich möchte den Moment nicht nochmal erleben, weil ich bis heute unglaublich enttäuscht bin, aber trotzdem war es ein Moment, der uns alle für immer verbindet.

Und was war für dich der Moment, den Du im positiven Sinne nie vergessen wirst?

Daniel Brack: Neben dem Ausscheiden in Konstanz war sicherlich die Auswärtsfahrt nach Rostock in der ersten Aufstiegsrunde ein einmaliges Erlebnis für mich und für das Team. Ich glaube, wenn wir uns in 20 Jahren noch treffen, werden wir darüber noch philosophieren. Das war eine ewig lange Fahrt, die wir unterbrochen haben, um bei Berlin zu trainieren. Wir hatten einen schönen Abend in Rostock und haben gegen einen absoluten Topfavoriten gewonnen, der unter ganz anderen Bedingungen arbeiten kann, in einer Riesen-Halle und so weiter. Das war einfach eine ganz besondere Reise. Wir haben gewirkt – das wurde uns von vielen ja auch attestiert – wie eine Schulklasse auf Klassenfahrt und haben aber mit unserer Art und Euphorie was Besonderes geschafft. Das werden sicherlich die Momente sein, die mir von allem am meisten in Erinnerung bleiben werden. 

Nun gibt es einen Umbruch im Trainerteam des VfL Pfullingen, wo geht die Reise des VfL Pfullingen in Zukunft hin?

Daniel Brack: Neues Trainerteam und doch sehr erfahren und verwurzelt in Pfullingen. Ich glaube das Christian Jabot den Co-Trainerposten mit seiner Art sehr gut besetzen wird. Er wird für die Mannschaft immer ein offenes Ohr haben und einen engen Bezug zu den Spielern haben. Er wird für viele der „Messer“ bleiben. Und Florian Möck wird als neuer Cheftrainer sicherlich die eine oder andere Sache ändern, ein Stück weit wird er sich aber auch daran orientieren, was er von anderen Trainern mitbekommen hat. Ich wünsche beiden sehr viel Glück, speziell Flo als neuem Cheftrainer. Es ist eine spannende Aufgabe in Pfullingen Trainer zu sein. Es ist wild, aber es macht jede Menge Freude und ich bin felsenfest davon überzeugt, dass die Mannschaft in einem Jahr sagen kann, dass das ein geiles Jahr war, weil der VfL die Runde wieder erfolgreich bestreiten wird. Die zwei passen einfach wie die Faust aufs Auge nach Pfullingen.

Du wurdest vom Reutlinger General-Anzeiger schon zitiert mit „Pfullingen ist das geilste Handball-Dorf der Welt“. Gibt es was, was du der Mannschaft, dem VfL und den Fans noch mitgeben möchtest?

Daniel Brack: Ich finde, wir sind der Verein, bei dem jeder sich gedacht hat: „Boa, in Pfullingen, das wird kein Zuckerschlecken.“ Das hat auch ganz viel damit zu tun, dass wir von unseren Zuschauern immer bedingungslos unterstützt werden und auch in schwierigen Momenten immer unser Publikum lautstark hinter uns hatten. Da ist oft der Funke dann von der Tribüne aufs Spielfeld übergesprungen. Dafür nochmal vielen Dank. Es war für mich eine unfassbar intensive Zeit, auch wenn wir leider nahezu eineinhalb Jahre keine Zuschauer in den Hallen hatten. Wenn ich mir eins hätte wünschen können, wäre das das Einzige, was einen Wehrmutstropfen bei mir hinterlässt. Ich glaube das Heimspiel gegen Rostock oder die anderen Heimspiele der ersten Aufstiegsrunde wäre einfach geiler gewesen, wenn wir da Zuschauer dabeigehabt hätten. Ich kann mich abschließend wirklich nur nochmal bedanken bei der Mannschaft, den Zuschauern und allen beim VfL für vier wunderschöne Jahre. 

Titelbild: Axel Grundler



von lw - 05. Mai 2023 08:00